Was bedeutet "semi-hardcore RP" für uns?

Unser RP-Server ist noch im Aufbau!

Für alle Interessierten geben wir in der Zwischenzeit hier über unsere Homepage sporadische Einblicke.

"Semi-hardcore RP" ist ein Begriff, der nicht allzu häufig fällt. Für viele heißt es schlicht: "Entweder spielst du RP oder du spielst kein RP."
Das Rollenspiel hat aber seine Ausnahmen, die nicht unbedingt in Einklang mit der Grunddefinition von "Hardcore" stehen müssen.

Beginnen wir mit der Erklärung von "Hardcore" und dröseln die damit einhergehenden Probleme auf:

Hardcore RP-Server (nicht wir!)

Auf Hardcore-Servern ist jedes Gespräch, welches nicht aus der Sicht deines Charakters ist (also "Out of Character", kurz OOC), ein generelles Tabu.

Heißt im Umkehrschluss: Wenn es dir hinter dem Bildschirm — aus welchen Gründen auch immer, — nicht gut geht, musst du dies auf einem Hardcore RP-Server entweder als RP-Situation ausspielen oder aber du bist gezwungen, dies zu überspielen. Du musst permanent in deiner Rollen bleiben, egal was ist. Nur außerhalb des Rollenspiels kann dir gegenüber nachgefragt werden, was mit dir los ist (z.B. privat per Discord; aber diese Infos dürfen wiederum nicht im RP verwendet werden). Auf dein Privatleben und damit verbundene Probleme wird also im RP keine Rücksicht genommen.

Oft ist auch die "Fingersprache" verboten. Hiermit sind Begrifflichkeiten gemeint, mit denen eine Tastenbelegung beschrieben wird (z.B. der "F2-Finger" als äquivalente Bezeichnung der F2-Taste). Du sagst schließlich in der Realität auch nicht "Betätige jetzt den F2-Finger und wähle dann [x] aus", denn du besitzt in der Realität schließlich weder Tasten, um deinen Körper zu steuern, noch kannst du in einem Menü etwas auswählen (diese "Auswahl" übernimmt dein Gehirn für dich, d.h. du machst es einfach, weil du es als Kleinkind gelernt hast).

Auch ist jeder RP-Server etwas anders aufgebaut:
Auch wenn es viele Gemeinsamkeiten gibt, hat jeder Server andere Regeln, Handhabungen und Umgangsweisen, Tastenbelegungen und auch Chat-Befehle sowie Funktionen, was nicht immer offensichtlich erkennbar ist oder an einer zentralen Stelle beschrieben wurde, sodass du es transparent nachlesen könntest. Ein Serverbetreiber, der von sich behauptet, dass "alles beschrieben ist", der wird auf kurz oder lang merken, dass du irgendwo etwas fehlt und damit die grundsätzlich erforderliche Transparenz gar nicht gegeben war.


Fassen wir zusammen:

Hardcore-RP setzt voraus, dass jeder alles weiß (jeden Chat-Befehl, jedes Menü, jede Funktion und ebenso jeden "Trick") und den Befehl somit auch nicht erfragen dürfte, da eine Erklärung im RP-Szenario — trotz des Interpretationsspielraums, — auf einen Regelverstoß hinauslaufen würde (indem du sagst "Drücke Taste XY" oder "wähle XY aus"). Du musst doch niemandem im realen Leben erklären, wie er seinen Körper "steuert" (als äquivalent zum Öffnen eines Menüs auf einem Rollenspiel-Server, um dann etwas zu tun). Und genau da wird es knifflig, weil die virtuelle Basis eines jeden RP-Servers zwangsläufig technische Restriktionen aufweist, die der Grunddefinition von Hardcore-RP entgegensteht. Einen Spieler mangels kurzer, knackiger Antwort (also einer Erklärungsmöglichkeit, hilfsweise ausreichendem Einfallsreichtum) einfach stehenzulassen, ist genauso unvorteilhaft, denn damit ist demjenigen doch auch nicht geholfen.

Semi-Hardcore RP-Server (wir!)

Mit dem GTA5-basierten Rollenspiel befindet sich jeder Server in einer fiktiven Welt und die Spieler steuern einen virtuellen Charakter, der keineswegs unser eigener Körper ist. Deshalb sagen wir uns, dass es bei uns nur "Semi-Hardcore" gibt! Ziel ist, weshalb die Bezeichnung "Hardcore" auch Bestandteil in "semi-" (lateinisch für halb, fast, teilweise) Hardcore ist, dass alles so authentisch bzw. realitätsnah wie möglich, aber mit Ausnahmen, ausgespielt wird.

Anfänger sollen sich bei uns wohlfühlen und eine gute Basis haben, sich ins Rollenspiel einzufinden. Sie sollen auch etwas im Rahmen des eigentlichen Rollenspiels erklärt bekommen können, denn es sind noch keine "allwissenden Menschen" und Naturtalente vom Himmel gefallen. Daher ist bei uns die "Fingersprache" absolut in Ordnung.

Verbot von Waffen, Safe-Zones

Natürlich gibt es bei uns auch Spielbereiche, wo jede kriminelle Aktivität sowie Waffengewalt verboten ist.

Wie auf praktisch jedem Server fallen bei uns die medizinischen Einrichtungen, sprich also die Krankenhäuser, darunter. Ebenso sind Mediziner, also das AMR (auf anderen Servern oftmals noch mit ihrem früheren Namen "EMS" betitelt), in ihrer Dienstzeit unantastbar.

Allgemein ist es aber ein unschönes Bild, wenn Spieler AFK herumstehen und nicht ansprechbar sind. In unserem Regelwerk ist daher festgelegt, dass wenn jemand kurzzeitig vom Computer weg muss (bspw. um auf Klo zu gehen), eine sanitäre Einrichtung (sprich: Toilette) aufzusuchen ist und diese als "Safe-Zone" gilt. Toiletten gibt es in praktisch jedem Gebäude (MLO). Kein Spieler darf dort beraubt oder von dort aus entführt werden.

Das Warten unmittelbar vor der Toilettentüre, ohne dem Spieler eine Chance zur Flucht zu ermöglichen, ist ein Regelverstoß (weil es einfach Power-RP ist, da für den Spieler keine andere Lösung mehr besteht, als sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen). Eine bessere Lösung ist es, vor dem Gebäude im Auto zu warten, bis die Person in ein Fahrzeug einsteigt und erst dann loszulegen, denn nun ergibt sich eine ganz andere (fairere) Situation.

Flüchtet ein Spieler dagegen in eine Toilette, um sich der Situation zu entziehen, gilt die "Safe-Zone" automatisch als aufgehoben (um das RP eben nicht zu behindern und auch ein keine "RP-Flucht" zu ermöglichen). Sollte sich noch ein weiterer Spieler im Raum befinden, der AFK ist, muss dieser ggf. durch einen Admin wiederbelebt werden, da er sich in seiner persönlichen Safe-Zone befand; der Dritte kann sich aufgrund seiner Unbetroffenheit nicht an die Geschehnisse, was im Raum statt fand, erinnern. Der Safe-Zone-Spieler darf so auch nach kurzer Absprache (z.B. über Funk von Seiten der Angreifer ggü. außerhalb befindlichen Kollegen) die Räumlichkeiten unbehelligt und unbeinflusst verlassen.

Beispiel

Kriminelle stürmen die City-Hall und wollen sich einen Attorney (Staatsanwalt) vom ⚖️ Department of Justice (zu Deutsch: Justizministerium) als Geisel als Vorbereitung für einen Raubüberfall einkassieren. Die Polizei ist aber zu flott vor Ort und nun wollen sie statt dessen Geld erpressen und anschließend flüchten.
Du bist nun selbst ein Angestellter des Gerichts, warst aber auf Klo (weil AFK). Du bist damit ein unbeteiligter Dritter und darfst das Gebäude verlassen (oder du bleibst freiwillig drin). Wenn du das Gebäude verlässt, darfst du aber mit niemandem über die Vorkomnisse im inneren des Gebäudes draußen kommunizieren, sprich also du darfst den Cops keine Infos über Anzahl von Geiselnehmer/Täter und Anzahl der Geiseln etc. geben, denn du hast dich für eine Nichtbeteiligung entschieden und bist aus der Situation raus. Du darfst lediglich die Info geben, dass du "auf Klo" warst, was das Codewort dafür ist, dass du AFK warst, ergo keine Auskünfte geben darfst.

OOC-Gespräche

Solange ihr unter euch seid (4 bzw. 6 "Augen"), wird kein anderer Spieler gestört. Daher gilt, dass wenn ihr dann OOC redet, das in Ordnung ist. Dabei gelten folgenden Voraussetzungen, die im Grunde selbstverständlich sein sollten:

  1. leise reden (also "flüstern", um eine Störung von unbeteiligten Dritten zu verhindern, ggf. andere Örtlichkeiten aufsuchen),
  2. die Umgebung stets im Auge behalten und
  3. sofort in eure Rolle zurückschalten, wenn ein weiterer Spieler hinzustößt, der mit eurem OOC-Gespräch nichts zu tun hat.

Ihr seid verpflichtet, euch ins RP einzufinden, denn ihr wart schließlich aus eurer Rolle gefallen. Es wäre falsch, von der unbeteiligten Person zu erwarten, dass sich dieser eurem OOC-Gespräch anschließt.

Unmissverständlich ausgedrückt: Nur weil ihr OOC redet, seid ihr nicht aus dem RP raus! Kommt ein unbeteiligter Dritter an, müsst ihr RP-konform mitspielen.

Serie oder Filme als Gesprächsinhal?

Sprichst du aus Sicht deines Charakters über eine Serie, die du im echten Leben verfolgst (zum Beispiel die Serie S.W.A.T.), kannst du aus der Perspektive deines Charakters sagen, dass du diese Serie mit dem Charakter schaust. Daran ist nichts auszusetzen, denn wer weiß schon, was der Charakter macht, während er "schläft" (also im "Staat" [gemeint: auf dem Server] offline ist) und welche technischen Mittel dann zur Verfügung stehen. Es ist folglich irrelevant, dass diese Serie aus dem Real-Life stammt und nicht Bestandteil des Rollenspiel-Servers ist.

Folglich sind auch Bezeichnungen von kriminellen Spielern wie "Hier ist ein John McClane unterwegs!" möglich. Aus Sicht eines kriminellen Spielers würde dies aussagen, dass ein einzelner, selbst agierender Polizist der einzige Widersacher ist. Prinzipiell ist dies ein Querverweis auf die Filmreihe Stirb langsam (mit Bruce Willis in der Hauptrolle).

Widersprüche

Mit Geisel vor Cops herumrennen?

Manchmal gibt es auf YouTube von größeren Streamern unrealistische Augenblicke, wo man sich mit den Händen an den Kopf fasst. Zum Beispiel beim Nationalbankraub mitsamt der Geisel vor der Bank herumrennen, um sich davon zu überzeugen, dass die Polizisten keine Nagelbänder ausgelegt haben? In der Realität würde das S.W.A.T. diese Situation ausnutzen und den Täter "wegsnipern", womit die Geisel mitsamt der Beute gerettet wäre.

Umso schlimmer ist es, wenn das dann auch noch von Servern ist, die sich als "Hardcore" bezeichnen! Das ist kein Hardcore, sondern schlicht amateurhaft!

Bei uns hat daher die Polizei, wenn dadurch keine weiteren Geiseln (in der Bank von weiteren Tätern festgehalten) gefährdet werden, die Erlaubnis, eine Geiselnahme und den damit in Verbindung stehenden Raubüberfall via Kopfschuss zu beenden. Selbst Schuld für den Täter, alles ist regelkonform. So ist es in der Realität eben auch.

Keine Rechte vorgelesen = Unschuldig?

Jeder kennt die Belehrung, die aus dem Grundsatzurteil Miranda vs. Arizona aus dem Jahr 1966 stammt. Dies geht aus dem verbrieften Recht aus dem 5. Zusatzartikel und 6. Verfassungszusatz der USA hervor. In der Belehrung, die erfolgen muss, heißt es (so oder so ähnlich):

Zitat

Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.

Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger/Anwalt hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Verteidiger/Anwalt leisten können, wird Ihnen einer gestellt.

Haben Sie Ihre Rechte verstanden? / Haben Sie die Rechte verstanden, die ich Ihnen soeben vorgelesen habe? [JA] oder [NEIN]

Häufig gehen die Polizisten vor Beginn einer Befragung noch einen Schritt weiter. Vorweg stellen sie die Frage:

Zitat

Wollen Sie angesichts dieser Rechte mit mir sprechen?

Wenn die Polizei diese Rechte nicht vorliest, ist dadurch ein Spieler damit vollautomatisch wieder frei? Einfach so, ohne Anklage und Urteil?

Natürlich nicht! - Genau dieser Fehler wird aber sehr häufig auf Hardcore-Servern praktiziert, obwohl es den realen Begebenheiten absolut widerspricht (und obendrein nicht als "Ausnahme" im Regelwerk festgehalten wurde).

Die oben genannten Rechte besagen im Wortlaut, dass alles, was derjenige sagt, ab diesem Zeitpunkt gegen ihn verwendet wird. Es soll den Täter bzw. Angeklagten davor schützen, nicht noch mehr ins Fettnäpfchen zu treten und sich selbst mit weiteren Straftaten zu belasten. Deshalb auch der Verweis, dass das Recht auf einen Verteidiger besteht.

Aber:

Wenn der Täter auf frischer Tat gestellt, bei ihm das Diebesgut (ergo die Beweise) sichergestellt wurden und es auch keinen Zweifel daran gibt, dass er die anzuklagende Tat beging, wieso muss dann überhaupt eine Belehrung erfolgen? Die Belehrung setzt voraus, dass im Anschluss eine Vernehmung stattfindet. Ohne eine Vernehmung ist aber auch keine Belehrung erforderlich. Auch die Pflicht, die Kleidung, die bei der Tat genutzt wurde, nochmal anziehen zu müssen, bleibt davon unberührt (denn das ist keine Vernehmung, sondern eine Gegenüberstellung).

Die Anklage ist in einem solchen Fall wasserdicht, ganz egal was der Täter noch von sich aus erzählt. Seine Worte werden vor Gericht sowieso nicht gegen ihn verwendet (dürften mangels Belehrung sowieso nicht verwendet werden), sondern die Anklage stützt sich auf den Tathergang, die Zeugenaussagen (die Polizei) und die sichergestellten Beweise, aber zu keinem Zeitpunkt auf die Aussage des Täters! Hier muss klar differenziert werden, worauf sich die Anklage letztlich stützt, wenn diese RP-Szenarien genauso realkonform sein sollen.

Anders sieht es aus, wenn der Täter zum Beispiel sagt, dass er von jemandem zu einem Raubüberfall gezwungen wurde (z.B. im Rahmen einer Entführung, weil der Raub mitsamt anschließender Übergabe der Beute die Grundlage der Erpressung ist). Dies verändert den gesamten Sachverhalt. Nun steht das Problem im Raum, dass ohne Belehrung nur die Aussage (inkl. aller daraus gewonnenen Erkenntnisse und dadurch erhaltenen Beweise) vor Gericht nicht mehr verwendet werden darf. Die Polizei muss nun andere Beweise ggü. der Staatsanwaltschaft — und somit dem Gericht — vorlegen, die den Täter der Schuld (oder Beihilfe) potentiell überführen. Auch in einer bereits begonnenen Gerichtsverhandlung ist es möglich, denn es erfolgt dadurch kein automatischer Freispruch, sondern der Richter vertagt die Sitzung ... und die betreffenden Polizisten bekommen dienstrechtlich eins auf den Deckel.

Anders sieht es dagegen aus, wenn der Täter nachträglich belehrt wird und seine zuvor getätigte Aussage nochmals bestätigt. Dann ist die Aussage mitsamt aller daraus gewonnenen Erkenntnissen und Beweisen vor Gericht vollumfänglich nutzbar.

Eine Jury hat letztlich über Schuld oder Unschuld zu entscheiden (hilfsweise ein Richter entsprechend europäischer Maßstäben, wenn die Spielerzahl zur Bildung einer unabhängigen Jury unzureichend ist). Der Richter entscheidet im Vorfeld über die Kautionshöhe (Zeitraum von Verhaftung bis zum gerichtlichen Verhandlungstermin) und bemisst im Falle der Schuld als das Strafmaß.

Download weiterer Lektüre über das amerikanische Rechtssystem (mit Einzelnachweisen): [PDF] Der Schutz des Beschuldigten vor Selbstbelastung in den USA


Begriffserklärungen zu Regelverstößen

Fail-RP
Oberbegriff dafür, dass der Spielverlauf keinem realitätsnahen Handeln bzw. Verhalten entspricht.
Power-RP
Fehlverhalten, indem einem Spieler eine Situation aufgezwungen wird, ohne weiteren Entscheidungs- oder Handlungsspielraum zu ermöglichen.